Im Dialog mit Thomas Hemmi, Vizepräsident Churwalden

Als ich die Pläne für die Konstruktion des Busterminals gesehen habe, war mein erster Gedanke: „Wow“: Ein Holzbau mit Flachdach, damit hätte ich nicht gerechnet! Thomas Hemmi, Vizepräsident Gemeinde Churwalden

Begonnen hat die Entstehungsgeschichte des Busterminals in Churwalden aber schon ein paar Monate früher,…

…nämlich als wir im Gemeinderat darüber entscheiden mussten, wie wir die Zukunft von Churwalden weiter gestalten wollten, nachdem mit dem Portal ein erster grosser Schritt getan war. Wir wollten Churwalden mit den Zentren der Umgebung verbinden, damit es für seine Einwohner attraktiv bleibt und wir einer Abwanderung entgegenwirken und für die Touristen einen regelmässigen Transfer gewährleisten. Uns war dabei wichtig, dass der Busbahnhof auch zu einem Begegnungszentrum der Menschen wird.

Als Vizepräsident einer Gemeinde, die zahlreiche Wälder besitzt, brachte ich die Idee ein, das mitten im Ort liegende Gebäude aus Holz zu bauen und damit diesen traditionellen Baustoff wieder ins Bewusstsein zu bringen.

Nach der Zustimmung des Gemeinderats und der Bereitschaft, die Bäume zur Verfügung zu stellen, wurde das Projekt ausgeschrieben. Dabei war uns wichtig, dass sich der Busbahnhof auf das Portal bezieht und die Zusammengehörigkeit dieser beiden Projekte zum Ausdruck bringt. Der Entwurf von Ritter Schumacher hat sofort alle begeistert, weil er perfekt in die Umgebung eingebettet ist und trotzdem so aussergewöhnlich, dass manche sogar die Umsetzbarkeit bezweifelten. Als sich ein Investor und der Migros als Mieter gefunden hatten, stand einem für Churwalden zukunftsweisenden Projekt nichts mehr im Weg. Mit der Firma Frommelt aus Schaan haben wir schliesslich einen Partner gefunden, der durch gute Ideen und viel Know-how ein Konstruktionsprinzip entwickelt hat, das fast ausschliesslich unser heimisches Holz nutzte und damit ökologisch sinnvoll und kostenminimierend war.

Aber bevor gebaut werden kann, braucht man das Material, und damit begannen für mich drei Monate Arbeit, die ich nicht vergessen werde. Die Bestellung der Bäume kam im April und bis Juni sollte ich geliefert haben! Für jemanden, der sich mit dem Holzschlagen in Graubünden auskennt, ist damit eigentlich alles gesagt, für alle anderen kann ich es noch ein bisschen ausführlicher erklären:

Normalerweise werden Bäume ja von September bis März geschlagen, d.h. es war äusserst schwierig, überhaupt Bäume zu bekommen, insbesondere in der hohen Qualität, die für den Bau nötig war. Später sollte nur ein Drittel des Holzes den Qualitätskriterien genügen. Bei den Förstern der Umgebung fand ich Gott sei Dank Unterstützung und so kaufte ich die ca. 900 Bäume quasi mit den Vögeln auf den Ästen. Geschlagen auf 1300-1400 Meter wurden sie mit einer Seilbahn zu Tal gebracht. Zum Sägen und Trocknen ging es weiter ins Veltlin, bevor ich sie endlich an die Firma Frommelt liefern konnte. Es war ein Kraftakt im Minutentakt für alle Beteiligten, aber einer, der sich auch für alle gelohnt hat, wenngleich ich mir für das nächste Projekt ein bisschen mehr Zeit für die Umsetzung wünsche.

Mit diesem besonderen Busbahnhof können wird zeigen, dass Bauen mit Holz nicht „Standard“ sein muss, sondern eine innovative Möglichkeit ist, Umwelt und Mensch in allen Aspekten gerecht zu werden. Ich wünsche mir, dass wir damit einen traditionellen Baustoff mit seinen vielen Vorzügen gegenüber anderen wieder ins Bewusstsein bringen. Einer der grössten Vorzüge, den das Holz hat, ist seine Langsamkeit, der wir in der Baumansprache vor dem Fällen gedenken: Ich wünsche mir, dass wir erkennen, dass es kein Nachteil ist, dass etwas länger dauert oder eine längerfristige Planung braucht, und dass die Art und Weise, wie wir etwas tun, sich immer im Resultat zeigt. Bauen wir also lieber, wie es der Natur entspricht, in der Überzeugung, dass unser Wohnen und Leben dann Teil wird eines grösseren Ganzen.

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