Mierta und Michael zum Leben und Arbeiten im Engadin Pontresina, 10.12.2025

Wir haben unseren Standort in Pontresina im Engadin besucht. Mierta Feuerstein und Michael Sgier berichten im Interview darüber, wie sie hier leben und arbeiten.


Was war am Anfang? Ihr beide oder Ritter Schumacher?

Mierta: Wir beide! Wir haben uns über eine Kollegin kennengelernt, welche von meinem ehemaligen Büro zu Ritter Schumacher gewechselt ist.


Was war erst? Pontresina oder Ritter Schumacher?

Mierta: Erst Ritter Schumacher. Michael war schon länger bei Ritter Schumacher angestellt. Ich habe am Standort in Chur angefangen, hatte aber bereits das Ziel, ins Engadin zu wechseln, da ich hier aufgewachsen bin.

Das war 2023. Wir wussten damals schon, dass ein neuer Standort eröffnet wird.

Warum hattest Du das Ziel ins Engadin zu gehen? Wie stand Michael dazu?

Michael (lacht): Das Thema Engadin hat eigentlich bei mir angefangen. Die Arbeitskollegen meinten als Witz, ich solle mich auf die Stelle für das Büro im Engadin bewerben. Ich sei ja eh fast jedes Wochenende dort.

Mierta: Lustigerweise ist der Umzug ins Engadin viel eher von Michael ausgegangen als von mir. Ich konnte mir lange nicht vorstellen zurückzukehren. Das Tal habe ich mit 19 Jahren für das Studium verlassen. Es folgten Jahr in Zürich und viele Reisen in fremde Länder. Zwischenzeitlich schien mir auch Zürich zu klein. Michael ist ein Naturmensch, für ihn ist es hier ideal. Er kann seinen Hobbies, dem Fischen und Jagen, viel besser im Engadin nachgehen als in Chur.         

Michael: Grundsätzlich hatten wir davor schon darüber gesprochen allenfalls, vor Schulbeginn unseres Sohnes, ins Engadin zu ziehen. Als sich die Chance mit Ritter Schumacher ergab, haben wir den Entschluss früher gefasst.

Mierta: Glücklicherweise wurde gleichzeitig klar, dass im Haus meiner Eltern eine Wohnung, gross genug für eine bald vierköpfige Familie, frei wird. Dies hat uns den Entscheid erleichtert.


Ist das Engadin also eher für Familien eine Option?

Mierta: Das würde ich so nicht sagen. Es wurde mehr für mich erst durch die Familie zur Option. Es kommt drauf an, was einem persönlich wichtig ist. Ich denke, absolute Stadtmenschen wären im Engadin längerfristig nicht glücklich. Naturliebende hingegen werden die sehr abwechslungsreichen Umgebung geniessen.

Michael: Das stimmt. In Chur war es mit mehr Aufwand verbunden, wenn man in die Natur, zum Beispiel zum Fischen, wollte. Hier habe ich dies in Fussdistanz vor der Wohnungstür.


Und was musstet ihr dafür aufgeben?

Michael: Im Engadin sind die Einkaufsmöglichkeiten beschränkt. Auch gibt es sicherlich weniger Optionen um eins trinken zu gehen.  Für eine grössere Auswahl an Bars und Restaurants muss man in andere Ortschaften, zum Beispiel nach St. Moritz fahren. Mit einer kleinen Familie steht das jedoch nicht mehr im Vordergrund. Dies hatte sich bereits in Chur durch die Geburt unseres Sohnes geändert.

Was für mich allerdings sehr speziell war, ist in der Nebensaison Schwierigkeiten zu haben für die Kaffeepause ein Gipfeli zu finden (lacht). Die eine Bäckerei war geschlossen, die andere befand sich im Umbau. Viele Geschäfte nutzen die Zwischensaison für Betriebsferien. Für mich war dies schon speziell.

Mierta: Eigentlich muss man auf fast nichts verzichten. Es gibt unterschiedliche kulturelle Angebote, Galerien, Restaurants etc. in der Hochsaison gibt es teils an einem Tag mehr Anlässe als in einer Stadt.

Fühlt ihr euch wohl im Rhythmus von Haupt- und Zwischensaison?

Mierta: Es sind zwei Extreme, aber beide haben ihren Reiz. Nach dem Trubel der Hochsaison kehrt eine Ruhe ins Tal. Bevor einem die Ruhe stört, beginnt die nächste Saison und das Tal ist wieder stärker belebt.

Michael: Vor allem in der Zwischensaison fühlt es sich an wie eine Entschleunigung. Viel weniger Verkehr, kaum Sirenen und doch läuft das normale Leben weiter.


Wie viele seid ihr in Pontresina?

Mierta: Aktuell sind wir zu viert im Büro. Für eine weitere Kollegin oder einen weiteren Kollegen hätten wir noch einen Arbeitsplatz frei.


Das ist schon ein grosser Unterschied zu Chur, wo 80 Personen im Büro sind. Wie ist die Stimmung bei euch?

Michael: Ja das ist natürlich schon ein grosser Unterschied. Es kommt durchaus vor, dass man alleine im Büro sitzt. Diese Tage sind ab und zu auch gut. Man arbeitet in Ruhe und wird nicht ständig durch jemanden abgelenkt.

Mierta: Auch wenn alle da sind, ist es klein und familiär. Mir gefallen die gemeinsamen Kaffee- und Mittagspausen sehr gut. Auch wenn niemand gezwungen ist, die Kaffeepause zu verbringen ist es schön, diese Zeit mit den Kollegen zu verbringen. Anderseits stört es mich auch nicht, tageweise allein zu sein. Ich finde wir haben einen guten Wechsel zwischen gemeinsamer Zeit und völliger Ruhe.

Wie ist es, wenn man als Paar in einem kleinen Büro zusammenarbeitet?

Mierta: Zuerst hatten wir schon etwas Respekt davor. Da wir aber sehr ähnliche Berufe haben, spielt es keine Rolle, wo man arbeitet, man spricht über ähnliche Themen.  Inzwischen machen wir das eineinhalb Jahre und es geht gut.

Michael: Wir fahren an den gemeinsamen Arbeitstagen zusammen ins Büro und nach Hause. Ziel ist es, die Fahrt noch zu nutzen und zu Hause nicht mehr über die Arbeit zu sprechen. Dies gelingt uns meist ganz gut. Ich denke, nach der Geburt des zweiten Kindes wird das bestimmt noch etwas einfacher. (lacht)

Natürlich gibt es Tage, da beschäftigt einem ein Thema so stark, dass auch zu Hause noch darüber gesprochen wird. Dies würde aber auch vorkommen, wenn wir in unterschiedlichen Büros arbeiten würden.

Mierta: Grundsätzlich haben wir die Bedingung gestellt, dass wir nicht gemeinsam an denselben Projekten arbeiten. Unterdessen ist dies nicht mehr so wichtig und wir könnten uns vorstellen zusammen an Projekten zu arbeiten.

Michael: An getrennten Projekten zu arbeiten gibt eine gewisse Flexibilität. Wir müssen nicht beide an denselben Terminen teilnehmen und können uns so abwechselnd um unsere Kinder kümmern.

Wie sind Eure Arbeitszeiten?

Mierta: Wir arbeiten beide 70%. Das bedeutet, dass wir nicht immer gemeinsam im Büro sind. Die restliche Zeit kümmern wir uns abwechslungsweise um unsere Kinder.


Wie seid ihr zu diesem Modell gekommen?

Mierta: Für mich war von Anfang an klar, dass ich nicht so lange studiert und gearbeitet habe, um täglich mit den Kindern zu Hause zu sein. Ausserdem finde ich es wichtig, dass auch der Vater Zeit mit seinen Kindern verbringen kann. Aus diesem Grund haben wir früh entschieden, dass wir Erziehung und Betreuung der Kinder je zur Hälfte übernehmen.

Michael: Unser Sohn verbringt zwei Tage in der Woche in der Kita. Die restliche Zeit wird er von einem von uns betreut. Mit den 70% hat man gerade noch ausreichend Arbeitstage, um sinnvoll an Projekten mitarbeiten zu können. Alles darunter ist zu wenig und man kann nur noch für andere zuarbeiten.


Gab es bei Ritter Schumacher Vorbilder in dieser Hinsicht?

Michael: Es gibt bei Ritter Schumacher mehrere Teilzeitväter. Die meisten arbeiten tatsächlich aber nicht weniger als 80 – 90%.

Mierta: In unserem näheren Umfeld haben wir Vorbilder, dass so ein Modell funktionieren kann. Schlussendlich hängt es davon ab, was für einen stimmt.

Michael: Bei dringenden, sich überschneidenden Terminen können wir zum Glück auf die Unterstützung unserer Eltern zählen.


Ihr seid schon wieder bei der Arbeit, dann machen wir da weiter: Wenn ihr jetzt Werbung machen müsstet für den leeren Arbeitsplatz bei Euch und ihr würdet eine Anzeige schalten: was stünde da drin?

Schaffen mit schöner Aussicht!

Unser familiäres Büro ist an einem Ort, an dem die Jahreszeiten die Landschaft prägen und der Blick aus dem Fenster schon Erholung ist. Das frische Bergquellwasser macht den Bürokaffee zur Sensation und von der zur Verfügung stehenden Wohnung führt jeder Schritt in Richtung Natur. Durch die Kreisstruktur sind wir mit dem Hauptbüro in Chur fest verbunden und gestalten unsere Projekte gemeinsam und auf Augenhöhe.

Ihr habt die Kreisstruktur erwähnt. Wie wichtig ist sie für Euren Alltag?

Mierta: für uns ist der monatliche Austausch mit unserem Kreis in Chur nicht nur sinnvoll, sondern auch wertvoll. Das ist unsere Gelegenheit für den direkten Austausch mit Kolleg:innen in Chur. Ohne diese Kreissitzung würden wir von den anderen Themen, welche im Büro gerade im Gespräch sind, nichts mitbekommen.

Michael: Ohne Kreissitzung hätten wir nur sporadische Projektsitzungen in Chur. Es gäbe keinen «lockeren» Austausch über bürobezogene Themen. Auch sind wir in den Kreisen themenübergreifend vertreten. So erfährt man auch was bei anderen Kolleg:innen so läuft.

Mierta: Mit der monatlichen Kreissitzung haben wir einen Fixpunkt und wissen, dass wir vor Ort sein werden. So können wir weitere Sitzungen vor Ort auf diese Tage planen.


Und wie wäre es, wenn die Kolleginnen und Kollegen aus Chur ab und zu zu euch kämen?

Mierta: Wir hatten schon Besuch von Chiara. Sie hat die Ruhe bei uns im Büro sehr genossen und gemeint sie komme wieder. Meistens ist ein Arbeitsplatz frei. Natürlich freut es uns sehr, wenn uns Kollegen aus Chur besuchen kommen.

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